Neuanfang oder mitten im Prozess?

Bald geht es los, eine neue Etappe in meinem Leben. Oft habe ich darüber nachgedacht, jahrelang habe ich mir es gewünscht. Und jetzt rede ich davon, dass mein Traum endlich wahr wird. Doch was ich dabei vergesse ist, dass der Traum schon lange begonnen hat Realität zu werden, ich den Prozess dabei aber übersehe.

Übersehe oder ist es wohl eher ignoriere und vergesse? Vielleicht ist es auch die Tatsache, dass wir viel zu oft den Prozess einfach nicht beachten und dementsprechend auch das Wachstum, das Lernen, all das, was uns darauf vorbereitet, was uns in der Zukunft erwartet.

Ich glaube, es war Mai vor sieben Jahren, als ich das erste Mal Tauchen war. Im Meer war ich schon oft gewesen, ich habe das Meer vor meiner Haustür gehabt, als ich in Spanien gelebt habe. Doch vor sieben Jahren habe ich den ersten Kurs belegt und habe darauffolgend auch meinen zweiten Schein bekommen.

Als Kind erinnere ich mich noch, haben meine Cousine und ich oft zusammen gemalt. Ich glaube, ich habe nichts lieber gemacht, als meine Stifte in die Hand zu nehmen, zu zeichnen oder irgendwelche Collagen zu erstellen und einfach kreativ zu sein. Oft, wenn wir zusammen kreativ waren, zeichneten wir Unterwasserbilder. Ohne zu wissen, welch eine Leidenschaft ich ca. 20 Jahre später haben würde.

Als ich meinen Tauchschein mit Anfang zwanzig machte, vergingen 6 Jahre, bis ich endlich wieder mit dem Tauchen weiter machte. Vor knapp einem Jahr, in meiner Zeit in Thailand, davon habe ich euch schon berichtet, machte ich noch einige Kurse. Mittlerweile bin ich Divemaster und es dauert nicht mehr lange wuppp wuppp, werde ich Diveinstructor (Tauchlehrerin).

An dieser Stelle eine kurze Info: Es ist ein ziemlich langer Eintrag! Doch ich würde mich freuen, wenn du es bis zum Ende aushältst.

Ich möchte nochmal auf den Anfang zurückkommen. Was war dieser Traum, den ich hatte? Schon seit vielen Jahren wollte ich aus meinem Heimatland Deutschland wegziehen. Vielleicht war es, dass ich einige Jahre in Spanien gelebt hatte, vielleicht aber auch einfach der Drang, die wunderbare Schöpfung Gottes zu sehen. Ich weiß nicht, was genau damals diesen Wunsch in mir auslöste, doch ich weiß, warum ich es knapp 11 Jahre später auf meinem Herzen habe.

An dieser Stelle möchte ich darauf aufmerksam machen, dass ich meine Gefühle offen äußern werde. Dementsprechend weise ich liebevoll darauf hin, wenn du mit Verletzlichkeit nicht gut umgehen kannst, lese trotzdem weiter. Denn wenn du realisierst, wie Gott einen so gebrochenen Menschen wie mich gebrauchen kann, dann hoffe ich, dient es dir zur Inspiration, niemals aufzugeben und daran festzuhalten, was Gott dir zugesagt hat.

Ich würde behaupten, dass ich vor allem in den letzten drei Jahren gewachsen bin und da spreche ich nicht von meinem äußerlichen Erscheinungsbild, das hat schon lange aufgehört oder wohl eher gar nicht richtig angefangen. Spaß bei Seite, ich meine es ernst. Es waren vor allem die letzten drei Jahre, in denen ich viel lernen durfte, über mich, meine Verletzlichkeit, mein Leben, das Leben, den Glauben und was alles damit verbunden war und ist. Ich weiß nicht, ob ich euch schon genauer von meinem Zeugnis erzählt habe, wie ich anfing an Jesus zu glauben oder wohl eher ihm mehr Raum in meinem Leben gab. Das werde ich euch ganz sicher bei einem gezielten Eintrag erzählen.

Als ich nach Thailand ging war ich fest entschlossen, ich würde viel lernen, viel über mich und auch viel wachsen im Glauben. Natürlich, ich bin ehrlich, ich habe Menschenmassen vor mir gesehen, weil mein größter Wunsch das Predigen ist. Aber ich wusste, dass es nicht an der Reihe war. Schon ziemlich am Anfang meiner Reise war mir klar, dass die kommende Zeit mir, zum persönlichen Wachstum dienen würde.

Bestimmt habt ihr schon einmal von der Geschichte in der Bibel gehört, indem der Teufel versucht, mit allen Mitteln Jesus auf eine andere Bahn zu lenken. Hier einmal der Ausschnitt aus dem Wort Gottes:

Die Versuchung Jesu
1 Darauf wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er vom Teufel[1] versucht würde. 2 Und als er 40 Tage und 40 Nächte gefastet hatte, war er zuletzt hungrig. 3 Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden! 4 Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes hervorgeht!«[2] 5 Darauf nimmt ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellt ihn auf die Zinne des Tempels 6 und spricht zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich hinab; denn es steht geschrieben: »Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht etwa an einen Stein stößt«.[3] 7 Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!«[4] 8 Wiederum nimmt ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit 9 und spricht zu ihm: Dieses alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest! 10 Da spricht Jesus zu ihm: Weiche, Satan! Denn es steht geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen!«[5] 11 Da verließ ihn der Teufel; und siehe, Engel traten hinzu und dienten ihm. (Matthäus 4 – Übersetzung: Schlachter 2000)

Jesus wurde versucht. Oft habe ich diese Zeilen gelesen und ein wenig vergessen, dass, auch wenn Jesus Gott ist, er um der Liebe willen sich uns gleich machte. Diese Stelle zeigt uns, dass, auch wenn wir hungrig, durstig sind und Wünsche, Träume haben, das Einzige was zählt ist, an Gott und seinen Verheißungen für uns festzuhalten. Es mag sein, dass uns großes von jemanden versprochen wird, es mag sogar sein, dass sich all das erfüllt, doch was ist der Reichtum dieser Erde im Gegenzug dazu, was uns in der Ewigkeit von Gott erwartet?

Wir dürfen die Perspektive Ewigkeit nicht aus den Augen verlieren.

Was ich außerdem noch verstärkt verinnerlichen möchte, ist, dass Jesus auf das Wort Gottes zurückgreift. Der Teufel „bewirft“ ihn quasi mit den Aussagen der Bibel. Es ist wichtig, unsere Kraftquelle nutzen zu können. Ich sage euch, der Feind kennt unsere größte Waffe. Gottes Wort ist ihm bekannt und er nutzt dieses Wort. Das können wir schon in der Schöpfungsgeschichte sehen, als der Teufel Gottes Wort nutzt und lediglich aus einer Aussage eine Frage macht. In ein paar wenigen Momenten teile ich euch mit, dass ich genau das leider nicht gemacht habe. Ich habe mich bedauerlicherweise nicht an Gottes Wort bekräftigt, aber wisst ihr was grandios ist? Der Teufel hat deshalb nicht gewonnen, denn Jesus war im Einkaufszentrum, wie ihr gleich erfahren werdet.

Im vergangenen Jahr durfte ich großartige Gespräche über den Glauben führen, ich habe oft mein Zeugnis dabei erzählen dürfen. Von Gottes Wundern in meinem Leben berichtet. Doch gleichzeitig kam ich in eine Art Loch. Ich bin nicht wirklich hineingefallen, ich würde es so beschreiben: Stell dir vor, da ist ein richtig krass hohes Hochhaus, wahrscheinlich irgendwo in China oder so, die bauen ja ziemlich hohe Gebäude. Nun ja, dieses Hochhaus ist sowas wie ein Einkaufszentrum, unglaublich coole Geschäfte auf jeder Etage. Ich stehe ganz oben, die letzte Etage. Das Gebäude ist wie ein Oktagon gebaut, in der Mitte kann man nach unten bis zum Boden schauen, mit einer Absicherung eines Geländers. Wie in jedem Einkaufszentrum. Ich lehnte mich aber ziemlich weit hinaus, einfach aus Neugier. Ich war ziemlich an der Grenze zu fallen, doch bevor ich fallen konnte, umarmte Jesus mich von hinten und begrüßte mich ganz freundlich. Auch er war in dem Einkaufszentrum.

Ich weiß nicht, wie es für euch klingt. Vielleicht könnt ihr nichts mit diesem Beispiel anfangen, in einfachen Worten. Ich habe mich immer weiter hinausgelehnt, habe mich ziemlich von der Welt ablenken lassen. Einige Male würde ich behaupten, bin ich zu weit gegangen, und habe oft nur folgendes Gebet aussprechen können: „Jesus, danke, dass du bei mir bist, obwohl ich so weit weg bin.“ Monatelang, immer wieder das gleiche Gebet. Ich rede von einem solchen Loch. Ich wusste, dass mein Fokus anders gerichtet war, aber ich wusste irgendwie nicht, wie ich wieder rauskommen sollte.

Und irgendwie wusste ich es doch. Ich brauchte Gottes Wort. Immer wieder hat Gott mich darauf hingewiesen. Aber ich fand keine Kraft oder Motivation dazu. Den genauen Zeitraum kann ich euch nicht nennen, vielleicht waren es 3 oder 4 Monate, in denen ich immer weniger Zeit mit Gott verbrachte. Gottes Wort ist meine Stärke, das war mir klar, doch wie sollte ich diese Stärke anwenden, wenn ich sie mir nicht nahm?

Es ist als würde jemand versuchen wollen ein NBA Spieler zu werden, versucht aber niemals einen Korb zu treffen. Oder sich eine gesunde Lebenshaltung wünscht, jedoch nichts anderes als Fast Food kennt.

Als ich nach 10 Monaten Inselleben wieder nach Deutschland zurückreiste, waren die ersten 2 Wochen wirklich hart für mich. Doch dann realisierte ich, dass es gut war, dass ich zurück war. Gott schenkte mir einen frischen Blick, er zeigte mir, warum ich zurück war. Nicht wegen des Events der kurz bevor stand oder aufgrund der Hochzeit meiner besten Freundin. Jesus sandte mich zurück nach Deutschland, meinetwegen. Das alles war schon vor langer Zeit geplant, weil er genau wusste, was passieren würde. Die Gemeinschaft mit bestimmten Menschen stärkte mich, meinen Fokus richtete ich langsam wieder neu aus.

Ich könnte noch so viel tiefer gehen, noch so viel weiter ausholen, aber dann würde dieser Post wohl noch einiges länger werden.

Lange habe ich gebraucht, um endlich wieder mit dem Schreiben weiterzumachen. Zurzeit befinde ich mich immer noch in einer Phase, in der ich versuche zu lernen mich besser zu fokussieren. Doch ich sehe gute Schritte. Denn wie auch zu Anfang erwähnt, ich habe einiges dazu lernen dürfen z.B. nein zu sagen oder auch loszulassen, zu vertrauen, mutig zu sein und einfach loszugehen.

Oft haben wir vielleicht das Gleiche Ziel vor Augen, ich hoffe, das Hauptziel ist jedenfalls das Gleiche. Nämlich irgendwann in Gottes Herrlichkeit zusammen Jesus anzubeten. Aber was ich meine ist, oft haben wir die gleichen Ziele auf Erden. Ich möchte dich und auch mich selbst daran erinnern, dass wir alle einen anderen Weg zu gehen haben. Manchmal kommen wir aus bergigen Gegenden, manch anderer muss vielleicht einen Fluss überqueren oder aber durch die Wüste gehen.

Wichtig ist es allerdings, einander nicht zu verurteilen, wenn jemand mal stolpert und hinfällt. Vor kurzem hörte ich in einem Podcast wie jemand etwas sagte wie: Wir verlieren nicht, wir können höchstens fallen. Wichtig ist allerdings wieder aufzustehen, denn damit gewinnen wir. Und genau darum geht es, immer wieder aufzustehen und einander die Hände zu reichen.

Es tut weh, verurteilt zu werden. Ich kenne dieses Gefühl. Nur ein paar Tage ist es her, da wurde ich ziemlich verletzt. Wie viel wichtiger ist es aber, dass Jesus der ist, der uns immer die Hand hinhalten wird? Statt uns nur anzuschauen und zu belächeln? Nicht alle Menschen in deinem Leben werden Verständnis haben, oder an deiner stehen. Gott wird es allerdings sicher, das verspreche ich.

Am Anfang habe ich euch erzählt, dass ich dachte, dass mein Traum jetzt endlich beginnen würde. Aber das hat er schon an dem Tag als meine Eltern mich im Krankenhaus in ihren Armen hielten und mir sagten, dass sie mich lieben. Gott schuf mich mit all seiner Liebe und Kreativität. Als Kind, hmm und wenn ich ehrlich bin auch noch heute, mit 28, gibt es Themen, da könnte ich stundenlang etwas zu sagen. Früher wurde diese Fähigkeit eher negativ angesehen. Ich wurde ausgelacht dafür, dass ich „reden würde wie ein Wasserfall“. Meine Meinung zu äußern war auch nicht sonderlich von Vorteil manchmal. Heute allerdings ist es eines meiner größten Stärken. Die Unterwasserbilder? Ich glaube, dazu muss ich nicht viel sagen, oder? Und falls es euch auf dieser Seite noch nicht aufgefallen ist, von Beruf bin ich Grafik Designerin. Die Stärken, die mir Gott schon als Kind aufs Herz legte, nutzt er heute für sein Reich.

Mir wird gerade klar, dass wenn ich als Kind nicht manchmal negativ mit meinen Stärken konfrontiert gewesen wäre, ich hätte niemals darin wachsen können. Das, was von anderen zum Teil als negativ gesehen wurde, hat Gott in meine Stärken umgewandelt. Vielleicht so wie ein Salamander, der seine Farbe ändern kann (ist mir gerade spontan dazu eingefallen).

Lass dich nicht unterkriegen! Denn gleich wie Petrus in der Lage war auf dem Wasser zu gehen, bist auch du in der Lage dazu. Wenn wir unseren Fokus auf Jesus richten und darauf, wozu wir durch ihn in der Lage sind, dann ist es egal, was andere über uns denken oder gar wir selbst. Jesus fragte Petrus, warum er zweifelte. Ich glaube, dass Petrus nicht an Jesus zweifelte, sondern viel eher an sich selbst. Statt den Fokus zu behalten, fokussierte er sich auf das, was er bisher in der Lage war zu tun.

Aber um die vierte Nachtwache kam Jesus zu ihnen und ging auf dem See. 26 Und als ihn die Jünger auf dem See gehen sahen, erschraken sie und sprachen: Es ist ein Gespenst!, und schrien vor Furcht. 27 Jesus aber redete sogleich mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht! 28 Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir auf das Wasser zu kommen! 29 Da sprach er: Komm! Und Petrus stieg aus dem Schiff und ging auf dem Wasser, um zu Jesus zu kommen. 30 Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich, und da er zu sinken anfing, schrie er und sprach: Herr, rette mich! 31 Jesus aber streckte sogleich die Hand aus, ergriff ihn und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?  (Matthäus 14 – Übersetzung: Schlachter 2000)

Vertraue darauf, dass deine heutige Lebensphase zu der morgigen dazu gehört. Ich denke, es ist Zeit mich für diese Woche zu verabschieden, wenn ich ehrlich bin, könnte ich noch ziemlich lange schreiben, wie ihr wisst, ich war ziemlich lange im Hochhaus. 😉

Ach, und noch etwas, dann höre ich wirklich auf. Ich durfte mich daran erinnern, dass Jesus voller Liebe und Gnade zu mir ist. Wenn Jesus gnädig zu mir ist, dann darf auch ich es zu mir sein. Manchmal dauert eine Phase länger als eine andere.

Wir dürfen nicht den Mut verlieren, aber uns auch nicht dafür fertig machen, gestolpert zu sein. Wie gesagt der Gewinn ist nicht, niemals zu stolpern, sondern niemals aufzugeben und immer wieder aufzustehen. Damit verspreche ich dir, trittst du dem Teufel ziemlich fest in den Hintern.

Bis dann!
Janine

 

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